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Helmut Weiß geht, Thomas Schaefer kommt
Stabwechsel in der Regionaldirektion Sulingen-Verden des LGLN (Landesamtes für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen) mit Standorten in Sulingen, Bad Fallingbostel, Nienburg, Soltau, Syke und Verden. Helmut Weiß wird nach 45 Dienstjahren in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger ist Thomas Schaefer.
Video zur Amtsübergabe!
Am Freitag, 26. Juni 2020, hätte sie stattfinden sollen, die offizielle Amtsübergabe der Leitung der Regionaldirektion Sulingen-Verden des LGLN von Helmut Weiß an Thomas Schaefer im würdigen Rahmen mit vielen Gästen. Sie fiel der Corona-Pandemie zum Opfer. Stattdessen reisten der alte und der neue Regionaldirektionsleiter am Donnerstag (25. Juni) vier der insgesamt sechs Katasterämter der Regionaldirektion in Syke, Verden, Fallingbostel und Soltau an und haben sich in „Hofgesprächen“ würdig von ihren insgesamt gut 200 Mitarbeitenden und Auszubildenden verabschiedet beziehungsweise sich ihnen vorgestellt. Begleitet wurden sie dabei vom Präsidenten des LGLN, Michel Golibrzuch. Am Freitag folgte das „Hofgespräch“ im Katasteramt Nienburg und das offizielle Pressegespräch am Hauptsitz der Regionaldirektion in Sulingen mit nachfolgendem „Hofgespräch“.
Helmut Weiß steuerte fast zwei Jahrzehnte maßgeblich die Geschicke der Landentwicklung/Agrarstruktur, beziehungsweise Vermessungs- und Katasterverwaltung in den Landkreisen Diepholz, Nienburg, Heidekreis und Verden. Politische Reformen und Umorganisationen sorgten wiederholt für Ämter und Behörden mit unterschiedlichsten Bezeichnungen und Zuschnitten und erforderten vor Ort Augenmaß, Weitblick und Durchhaltevermögen. Stürmische Zeiten, erinnert sich Weiß, der vehement und mit Erfolg für den Erhalt von Arbeitsplätzen, Knowhow und Lebensqualität auf dem Land kämpfte.
Mit Weiß verliert nicht nur das LGLN eine prägende Führungskraft, auch die Kommunen profitierten von seinem Engagement und der Leidenschaft für den ländlichen Raum. Unzählige Flurbereinigungen, Dorferneuerungs-, Wegebau-, Naturschutz- und Naherholungsprojekte in den Landkreisen Diepholz und Nienburg sind mit dem Namen Helmut Weiß verbunden, die intensive Mitwirkung am Regionalmanagement Mitte Niedersachsen, städtebauliche Umlegungsverfahren und nicht zuletzt das im LGLN für Kommunen entwickelte Baulücken- und Leerstandskataster tragen seine Handschrift.
Die im Laufe der Jahre von Weiß geleiteten Ämter und Behörden standen und stehen im internen Benchmarking durchweg für besondere Qualität und Leistungsstärke. Als einzige Regionaldirektion im LGLN veröffentlicht er seit 2008 einen Jahresbericht und sorgt damit für größtmögliche Transparenz.
Weiß ist bekannt für seine ausgeprägten Netzwerke. Er ist seit 17 Jahren „Dümmerkoordinator“ und damit zuständig für die gute Zusammenarbeit von Naturschutz, Land- und Wasserwirtschaft am Dümmer. Auch der Niedersächsischen Akademie ländlicher Raum (ALR), einem Zusammenschluss von 190 Mitgliedern aus Politik, Verwaltung und Planung, steht er seit sechs Jahren vor.
Michel Golibrzuch verabschiedete Helmut Weiß mit herzlichen Worten: „Es ist ein Jammer, dass wir Sie nicht im geplanten großen Rahmen, also mit Minister, mit berührenden Reden und viel Applaus verabschieden können. Wobei selbst dieser Rahmen nicht gereicht hätte, Ihre Lebensleistung angemessen zu würdigen.“ Golibrzuch sprach den Einsatz Weiß‘ für die Agrarstruktur, für die Dümmersanierung, für das LGLN, für den gesamten ländlichen Raum und ganz besonders für Sulingen an. Nannte ihn einen leidenschaftlichen „Überzeugungstäter“, beseelt von dem Gedanken, dass Niedersachsen vor allem ein Flächenland und die Intelligenz keineswegs nur in den Ballungsräumen angesiedelt sei.
Für die Mitarbeitenden dankten Sabrina Franke, Leiterin des Katasteramtes Nienburg, und Mario Hoffmann vom Personalrat Weiß mit Stolz auf das gemeinsam Erreichte und für das Vertrauen: „Auf Sie als Chef konnten wir uns verlassen. Sie waren der Gastgeber unserer Regionaldirektion, unser Spiegelbild in der Öffentlichkeit.“
Thomas Schaefer ist im LGLN kein Unbekannter, genießt sowohl fachlich als auch menschlich einen sehr guten Ruf und wurde herzlich empfangen. Der Präsident, die Beschäftigten und auch Helmut Weiß sehen in Schaefer eine Idealbesetzung für die Leitung der Regionaldirektion Sulingen-Verden, nicht zuletzt weil er die Leitung des Fachausschusses im anspruchsvollen digitalen Zukunftskonzept des LGLN mit dem Zieljahr 2025 innehat. Dort werden zahlreiche innovative Projekte betreut, wie zum Beispiel der künftige Einsatz von Drohnen in der amtlichen Vermessung, oder die Einführung eines neuen Geoportals für die Abgabe von digitalen amtlichen Karten und Daten an Bürgerinnen und Bürger. Diese Aufgabe behält er auch als neuer Leiter der Regionaldirektion und schafft damit gute Voraussetzungen, die Tradition als besonders innovative Regionaldirektion im LGLN fortzuführen.
Der gebürtige Bremer steigt mit Respekt in die „großen Schuhe“ seines Vorgängers und möchte insbesondere in Bezug auf Netzwerke das von Helmut Weiß Erreichte weiterführen. So bedauert er bei aller Freude auf das neue Amt, dass er sich durch die ausgefallene Feier zur Amtseinführung nicht persönlich in der Region vorstellen konnte, will sich aber schnellstmöglich mit Verantwortlichen aus Kommunen, Behörden, Wirtschaft und Politik zu persönlichen Gesprächen verabreden.
Zur Person Helmut Weiß
Helmut Weiß (67) startete seine Karriere nach Abitur, Studium, Referendariat und einer kurzen Einarbeitungszeit 1981 direkt im Sulinger AfA (Amt für Agrarstruktur), erst als Dezernent unter der Leitung von Klaus Rinne, ab 2003 als Leiter des Amtes. Zwei Jahre später folgte nach Auflösung der Bezirksregierungen und dem Zusammenschluss mit der Vermessungs- und Katasterverwaltung die Gründung der Behörde für Geoinformation, Landentwicklung und Liegenschaften (GLL). Weiß übernahm die Leitung und war fortan für rund 180 Mitarbeitende des AfA und der Katasterämter an den Standorten Sulingen, Syke und Nienburg zuständig.
2011 wurden alle 14 GLL in Niedersachsen zum Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen zusammengefasst. Vor Ort änderte sich die Zusammensetzung nicht und Weiß blieb Leiter der Regionaldirektion Sulingen. Die Ruhe währte jedoch nicht lange.
Mit der Umorganisation des LGLN 2014 zum Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen wanderte das AfA ins Amt für regionale Landesentwicklung, dafür kamen die Katasterämter Verden, Soltau und Fallingbostel hinzu. Weiß wechselte formal von der Landentwicklungs- in die Vermessungs- und Katasterverwaltung und blieb Leiter der Regionaldirektion Sulingen-Verden.
Auf Bitte des Präsidenten verlängerte Weiß 2018 seine aktive Dienstzeit um zwei Jahre, um bei der digitalen und organisatorischen Neuausrichtung des LGLN mitzuwirken.
Weiß lebt seit 40 Jahren mit seiner Familie in Sulingen.
Zur Person Thomas Schaefer
Thomas Schaefer (42) entstammt einer „Geodäten-Dynastie“ aus Bremen und kennt das Metier von Kindesbeinen an. Bereits in dritter Generation wählen die Schaefers den Beruf des Vermessungsingenieurs; meist um den vom Großvater gegründeten Familienbetrieb weiter zu führen. Schaefer entschied sich nach Abitur, Studium und Referendariat für eine Laufbahn in der Vermessungs- und Katasterverwaltung Niedersachsens. Nach dem Einstieg in der Landesvermessung wechselte Schaefer 2011 zur Regionaldirektion Oldenburg-Cloppenburg des LGLN und leitete dort das Katasteramt Vechta und das Dezernat Geodatenmanagement in Oldenburg.
Vor gut zwei Jahren übernahm Thomas Schaefer die Leitung der Zentralen Aufgaben am Stammsitz des LGLN in Hannover und damit unter anderem die Verantwortung für Personal und Haushalt im gesamten Landesamt. Dazu fiel die landesweite Zuständigkeit für die Koordinierung und regelmäßige Abstimmung fachlicher Angelegenheiten in sein Ressort, beispielsweise bei strittigen Fragestellungen, Einführung neuer Techniken oder Entwicklung neuer Methoden.
Von 2012 bis 2018 war Thomas Schaefer im Prüfungsausschuss für die Berufsbildung in der Geoinformationstechnologie, also für die Ausbildung zum Vermessungstechniker/in, tätig.
Thomas Schaefer lebt in Bremen.
Was macht die Regionaldirektion Sulingen-Verden?
Der Dienstbezirk der Regionaldirektion Sulingen-Verden umfasst vier Landkreise mit insgesamt 6.000 Quadratkilometern und ist damit 2,5 Mal so groß wie das Saarland. Er schmückt sich mit dem Mittelpunkt Niedersachsens in Hoyerhagen und hat eine Ausdehnung in Ost-West-Richtung vom Dümmer bis zur Lüneburger Heide (160 Kilometer) und in Nord-Süd-Richtung von Bremen bis Nordrhein-Westfalen (100 Kilometer). Im Dienstbezirk leben über 600.000 Menschen.
Das Gros der gut 200 Beschäftigten und Auszubildenden arbeitet in den sechs Katasterämtern in Sulingen (Hauptsitz), Fallingbostel, Nienburg, Soltau, Syke und Verden. Dort wird unter anderem dafür gesorgt, dass die 600.000 Gebäude und 600.000 Flurstücke mit 2,5 Millionen Grenzpunkten in den Landkreisen Diepholz, Heidekreis, Nienburg und Verden aktuell und penibel im Liegenschaftskataster nachgewiesen werden. Damit wird sichergestellt, dass zum Beispiel niemand ein falsches Grundstück verkauft, ein Haus an der falschen Stelle baut oder einfach eine Grundstücksgrenze verschiebt. Basis aller Arbeiten im Katasteramt ist das Amtliche-Liegenschaftskataster-Informationssystem ALKIS. Dort wird jede Hausecke, jeder Grenzstein, jeder Teich und vieles mehr als sogenanntes Objekt geführt. Allein in der Regionaldirektion Sulingen-Verden gibt es 15 Millionen solcher digitaler Objekte, die gepflegt werden wollen. All diese Objekte dienen in verschiedenen Kombinationen als Grundlage analoger und digitaler Karten, die wiederum dafür sorgen, dass beispielsweise Navigationssysteme, Polizei, Feuerwehren, Rettungsdienste, Energieversorger und viele andere mit präzisen Kartengrundlagen arbeiten können.
Weitere Kolleginnen und Kollegen sind in der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses und mit städtebaulicher Bodenordnung beschäftigt. Hier werden unter anderem Bodenrichtwerte für Bauland und landwirtschaftliche Nutzflächen ermittelt, die amtliche Kaufpreissammlung geführt, der jährliche Grundstücksmarktbericht herausgegeben und Verkehrswertgutachten erstellt. Darüber hinaus erhalten Kommunen Unterstützung bei gewünschten Umlegungen.
Das dritte Fachthema der Regionaldirektion Sulingen-Verden ist das Geodatenmanagement. Dort sind Kundinnen und Kunden, die digitale oder analoge Karten für jedweden Anlass brauchen, richtig aufgehoben. Die dort Beschäftigten beraten zu den Geobasisdaten des LGLN, dazu gehören unter anderem Liegenschafts- und Landschaftsinformationen, Topographische Kartendaten, Luftbilder und 3D-Laserdaten. Sie stellen auf Wunsch Formate, Gebietszuschnitte und Inhalte individuell zusammen und richten Auskunftssysteme und Dienste ein, wie zum Beispiel das Baulücken-und Leerstandskataster.